Liebe ist eines der meistgenannten Worte – und gleichzeitig eines der am meisten missverstandenen.
Viele Menschen verbinden Liebe mit starken Gefühlen, Nähe, Hingabe oder Romantik. Und doch erleben sie Beziehung oft als anstrengend, überfordernd oder verlierend.
Der Grund dafür liegt häufig nicht in zu wenig Liebe –
sondern darin, dass Liebe nicht verkörpert ist.
Dieser Artikel lädt dich ein, Liebe neu zu verstehen:
als innere Haltung, als körperlich spürbare Präsenz und als etwas, das getragen werden kann – im Alltag, in Beziehungen, im echten Leben.
Was bedeutet verkörperte Liebe? (Embodied Love)
Verkörperte Liebe – oft auch Embodied Love genannt – beschreibt eine Form von Liebe, die nicht nur gefühlt oder gedacht wird, sondern im Körper verankert ist.
Es ist eine Liebe, die sich zeigt durch:
innere Ruhe statt Anspannung
Präsenz statt Reaktion
Offenheit ohne Selbstverlust
Nähe ohne Verschmelzung
Klarheit ohne Härte
Verkörperte Liebe fühlt sich nicht wie ein Hoch an, sondern wie Stabilität.
Wie ein inneres „Ich bin da“.
Wie Halt – für dich selbst und für andere.
Man könnte sagen:
Verkörperte Liebe ist Liebe, die dein Nervensystem halten kann.
Moderne Begriffe für verkörperte Liebe
Neben verkörperter Liebe werden heute auch diese Begriffe verwendet:
Embodied Love
Herzpräsenz
somatische Liebe
regulierte Liebe
Liebe als Haltung
gelebte Liebe
Allen gemeinsam ist die Idee, dass Liebe nicht nur Emotion ist,
sondern ein Zustand, den man leben kann.
Woher kennen wir dieses Verständnis von Liebe? (kurzer historischer Blick)
In der christlichen Mystik gibt es für diese Form der Liebe den Begriff Agape.
Agape beschreibt eine Liebe, die nicht fordert, nicht besitzt und nicht abhängig ist –
sondern aus innerer Fülle entsteht.
In dieser Tradition wird Liebe nicht als Gefühl verstanden,
sondern als gelebte Präsenz.
Jesus wird hier nicht als romantische Figur gelesen,
sondern als jemand, der Liebe verkörpert:
ruhig, klar, mitfühlend
offen, aber grenzbewusst
verbunden, ohne sich zu verlieren
Diese mystische Linie des Christentums ist heute wieder hochaktuell –
jenseits von Dogma, Moral oder Selbstaufgabe.
Warum verkörperte Liebe heute so wichtig ist
Viele Menschen fühlen heute viel –
aber können dieses Fühlen kaum halten.
Gründe dafür sind unter anderem:
Dauerstress und Überforderung
ein überreiztes Nervensystem
alte Bindungsmuster
emotionale Anpassung
fehlende Körperpräsenz
die Verwechslung von Liebe mit Leistung
Gerade feinfühlige oder intuitive Menschen spüren andere sehr schnell –
und verlieren dabei oft die eigene Mitte.
Verkörperte Liebe ist deshalb so wichtig, weil sie:
Sicherheit schafft
Nähe reguliert
Drama reduziert
Klarheit ermöglicht
Beziehung stabilisiert
Nicht durch Kontrolle –
sondern durch innere Ordnung.
Wie fühlt sich verkörperte Liebe konkret an?
Verkörperte Liebe zeigt sich weniger in Worten als im Zustand:
dein Atem bleibt ruhig
dein Brustraum ist weit
dein Körper ist präsent
deine Stimme wird klar
deine Grenzen sind spürbar
du bleibst offen, auch wenn es schwierig wird
Liebe wird dann nicht laut.
Nicht hektisch.
Nicht fordernd.
Sondern tragfähig.
Verkörperte Liebe im Alltag – konkrete Beispiele
In Liebesbeziehungen
du bleibst präsent im Konflikt
du hörst zu, ohne dich zu verteidigen
du sprichst klar, ohne zu verletzen
du hältst Nähe, ohne dich zu verlieren
👉 Liebe wird ruhiger, tiefer, ehrlicher.
In Arbeitsbeziehungen
du bleibst freundlich und klar
du setzt Grenzen ohne Schuldgefühl
du übernimmst Verantwortung, ohne andere zu tragen
du führst durch Präsenz, nicht durch Druck
👉 Beziehung wird respektvoll statt aufgeladen.
Mit Kindern
du regulierst dich zuerst
du bleibst ruhig bei starken Emotionen
du gibst Halt, ohne Kontrolle
du bist weich und klar zugleich
👉 Kinder regulieren sich über deine Präsenz.
Die größten Herausforderungen verkörperter Liebe
alte Muster von Anpassung oder Überverantwortung
Angst vor Ablehnung
ungeklärte Bindungserfahrungen
fehlender Kontakt zum eigenen Körper
kulturell erlernte Selbstaufgabe
Verwechslung von Liebe mit Aushalten
Verkörperte Liebe bedeutet, diese Muster bewusst zu verlernen.
Was sind die Vorteile verkörperter Liebe?
weniger Beziehungsdrama
tiefere Verbindung
mehr innere Ruhe
klare Kommunikation
gesündere Grenzen
höhere Selbstachtung
mehr Intimität
bessere Entscheidungen
Und vor allem:
Du bleibst bei dir – und in Verbindung.
Fazit: Liebe ist eine Praxis
Verkörperte Liebe ist kein Ideal.
Sie ist kein Dauerzustand.
Sie ist keine Perfektion.
Sie ist eine tägliche Praxis:
im Atmen
im Innehalten
im Klarbleiben
im Dableiben
Liebe beginnt nicht im Außen.
Sie beginnt in dir.
Wenn du lernst, Liebe zu verkörpern,
wird Beziehung leichter, ehrlicher und freier.
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